Die Faszination der fliegenden Kugeln - Eine neue ganzheitliche Lernmethode

Selbstverständnis der ganzheitlichen Lernmethode:


Gerade in unserem virtuellen Zeitalter, in welchem oft sehr einseitig, kopflastig und auf visuelle Wahrnehmung begrenzt Informationen aufgenommen und verarbeitet werden, bietet Poi-Schwíngen als ganzheitliche Lern- und Lehrmethode sehr große Möglichkeiten. Hier werden Bewegung, Körper, Geist, Emotion, Musik, visuelle Wahrnehmung und Kreativität in idealer Form verbunden.

Poi-Spielen fördert das Konzentrationsvermögen, das Rhythmusgefühl, und die Koordination. Es beansprucht in gleicher Weise linke und rechte Gehirnhälfte. Das Taktgefühl verbessert sich und "last but not least" erhöht es die Lebensfreude ungemein!

In der Anwendung des Poi-Schwingens nach der Lehr- und Lernmethode: "Die Faszination der fliegenden Kugeln" nach Klaus Scheuermann stellt dieses eine ganzheitliche Methode dar, die unterschiedlichste Wahrnehmungskanäle schult, verschiedene Körper- und Gehirnfunktionen miteinander verbindet und deren Interaktion fördert. Kurz gesagt:

Es werden Bewegung, Körper, Geist, Emotion, Musik, Sprache, visuelle Wahrnehmung und Kreativität in idealer Form verbunden.


Bewegung:


Zunächst schult das gleichmäßige Schwingen das Gefühl für einen Bewegungsablauf. Die feinmotorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten werden beansprucht. Die agierende Person nimmt in der visuellen Abbildung des Schwunges ihre eigene Aktion wahr. Indem ein Schwung exakt nach der vorgegebenen Schwungbeschreibung ausgeführt wird, muß die oder der Schwingende eine konkrete Überprüfung der Raum-Lage-Situation vornehmen und die Richtungsanalyse bestimmen. Nur so ergeben sich formschöne Schwünge. Dies ist besonders auffällig bei langsamen Schwüngen.


Geist:


Der ausgeführte Schwung wird durch Gehirnfunktionen geplant und ausgeführt. Dies regt das Konzentrationsvermögen und die Gehirnfunktionen in ihrer Gesamtheit an. Die Gehirndurchblutung verstärkt sich. Weiterer Aspekt der Gehirnfunktionen ist die Wahrnehmung eines ausgeführten Schwunges über die optischen Wahrnehmungskanäle. Die Ausführung des Schwunges wird überprüft und gegebenenfalls korrigiert. Wichtiger Bestandteil dieser komplexen gesamtkörperlichen Funktionen ist die Auge-Hand-Koordination.


Emotion:


Die gelungene Ausführung eines Schwunges stellt eine positive Verstärkung für den Lernenden dar. Da erste Kreisschwünge des Poi-Schwingens sehr einfach zu lernen sind und sich kontinuierliche Erfolgserlebnisse einstellen, motiviert dies die agierende Person ungemein. Die Wahrnehmung der visuellen Abbildung von gleichmäßigen ständig wiederehrenden kreisenden Bewegungen löst in der Regel eine beruhigende Stimmung aus und stellt eine gewisse Ästhetik dar. Diese Aussagen sind wissenschaftlich noch nicht belegt, doch aus meinen eigenen Erfahrungen resultierend und in der Wahrnehmung der Wirkung des Poi-Schwingens auf Personen in meinem Wirkungskreis begründet. Andererseits bringt der Lernprozess auch immer wieder Frustrationserlebnisse mit sich. Ein Schwung gelingt nicht sofort und eine gewisse Ausdauer im Lernen ist von Nöten. So kann der Umgang und die Verarbeitung von frustrierenden Erfahrungen thematisiert werden.


Musik:


Die Verbindung von Musik und Bewegung nach einem notierten strukturellen Muster ist ein der Pädagogik und Therapie noch wenig aufgegriffener Gedanke. In der Verbindung von Bewegung und Musik strukturiert sich die Bewegung nach dem exakt mathematischen Tempi- und Intervallmuster, den Takten und dem strukturellen Aufbau der Musik. Dies bedingt, dass Bewegungen durch Musik ein exaktes Timing erfahren und strukturiert werden. Eine Bewegungsabfolge nach einem genau bestimmten Muster durchzuführen, stellt eine hohe Anforderung an das Konzentrationsvermögen und fördert die akustische Wahrnehmung und deren Abstimmung auf die Bewegungsabfolge. Hier möchte ich eine neue Begrifflichkeit bestimmen: Die Ohr-Hand-Koordination.

Durch das Choreographieren eines Liedes können größere zusammenhängende Bewegungsmuster geschwungen werden. Andererseits bildet das exakte Schwingen zu Musik eine Grundlage für ein besseres Musikverständnis und den Aufbau von Musik. In der Festlegung von bestimmten Bewegungsabfolgen für die einzelnen Bestandteile von Musikwerken, insbesondere Liedern werden diese intensiv wahrgenommen und beispielsweise die einfache Taktstruktur von sogenannten "Ohrwürmern" besser erkannt.

Viele Schlager, bekannte Volkslieder, Mainstream-Musik aus den aktuellen Charts, Pop-, Rockmusik und der Großteil der modernen Musik sind im Viervierteltakt abgefaßt. Die Kumulierung von Takten bestimmt sich meist in einer Vier-Takt-Struktur. Die besondere Chance des Poi-Schwingens nach der Schule: "Die Faszination der fliegenden Kugeln" besteht darin, daß dieses Lernsystem ebenfalls nach einem Vierer-Muster aufgebaut ist: Zunächst wird ein Parallelschwung geschwungen, dann die rechte Hand vorversetzt, anschließend wieder ein Parallelschwung und zum Abschluß die linke Hand vorversetzt. Diese Bewegungsabfolge fordert immer beide Körperseiten in gleichmäßiger Form. Keine Körperseite erhält den Vortritt und es bildet sich ein harmonisches ganzheitliches Schwungbild ab. Der Viererrhythmus der Musik wird also in harmonischer Form auch in der Bewegung umgesetzt.

Die Bestimmung der Bewegung lehnt sich im Grunde an folgende Definition an: Ein Parallelschwung entspricht in der optischen Wahrnehmung und in der Zeitabfolge in der Regel einer Viertelnote. Ein vorversetzter Schwung erzeugt die lllusion von zwei Achtelnoten. Allerdings kann ein Parallelschwung auch den Notenwert einer halben Note und ein vorversetzter Schwung den von zwei Viertelnoten einnehmen. In einer Choreographie wechselnde Schwungfiguren und Tempo-Werte stellen eine große Anforderung an die feinmotorischen Fähigkeiten, an die akustische und die visuelle Wahrnehmung der Agierenden.


Sprache:


Bei der Ausarbeitung des didaktischen Konzeptes zum Lernen des Poi-Schwingens erschien es wichtig den Schwüngen Namen zu geben, also mit jeden Schwung ein einfaches Bild zu verbinden, das aus der Sicht des Lernenden wahrgenommen wird und leicht verständlich ist. Diese Bilder stellte ich in einen semantischen Zusammenhang. Visuelles Verständnis und Bewegung sowie Sprache zu verbinden, steht hier im Vordergrund.

Nun können diese Bilder auch zum rhythmischen Schwingen genutzt werden. Um den Wirkungsgrad des Lernens und das Verständnis für die Bewegungsabfolge und die Positionierung der Schwünge in Relation zum Körper besser bestimmen zu können, wird durch die Arbeit mit Metaphern eine Lernhilfe gewährleistet, die archaischen Bilder, mit einer Kreisbewegung verbinden.

Wird nun im rhythmischen Schwingen der Name des einzelnen Schwunges im entsprechenden Taktmuster gesprochen erhöht sich das Verständnis für alle bereits oben aufgeführten Wahrnehmungskanäle und die Interaktion der unterschiedlichsten Körper- und Gehirnfunktionen. Des weiteren wird durch das rhythmische Sprechen der Metaphern Sprachrhythmus und klare Aussprache gefördert. Die Werkzeuge der Sprachmotorik erfahren eine bewusste Förderung und Unterstützung. Bewegung und Sprache miteinander zu verbinden wirkt in interaktiver Weise positiv auf die Perfektionierung von Sprache und Bewegungen.


Visuelle Darstellung:


Die Abbildung von unterschiedlichsten Kreisfiguren fördert die visuelle Wahrnehmung und unterstützt die Wahrnehmungsintensität. In der Abstimmung der feinmotorisch exakt ausgeführten Bewegung zur Tempo-Steuerung der Musik oder der gesprochenen Sprache und dem Spielen von unterschiedlichsten Bilderstrukturen werden der optische und der akustische Sinn, die Gehirnfunktionen, die Abstimmung der motorischen Ausführung in hohem Maße gefordert, gefördert und deren Zusammenarbeit forciert.


Kreativität:


Der fließende und wiederkehrende Ablauf von Bewegungen und die Verbindung mit Sprache oder Musik setzt ein gewisses kreatives Potential frei. Bewegungen werden an den Gesamteindruck eines Musikstückes angelehnt. Sprache kann in den unterschiedlichsten Silbenbetonungen, der unterschiedlichen Betonung und Akzentuierung der Tempi gesprochen und melodisiert werden. Das Gefühl der Musik und der Rhythmik oder der Sprache, der Sprachrhythmik und des Sprachverständnisses drückt sich in der Bewegung aus. Der Geist befreit sich und kreiert neue Bewegungs-, Sprach- und Rhythmusmuster. Es entsteht eine neue Vielfalt in der Interaktion von Bewegung - Sprache - Rhythmus.